Bericht von Philip Karall von den Österreichischen Meisterschaften 2012
Datum: 12.06.2012 - Kategorie: Turnier - Autor: Andreas Zahalka
Den folgenden Bereicht hat Philip Karall für den ÖDV verfasst und dankenswerter Weise auch dem WDV für seine Website zur Verfügung gestellt.
Im Volksheim Langholzfeld in Pasching, nahe der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz, ging am vergangenen Wochenende ein weiteres Mal das wichtigste nationale Turnier des Jahres, die österreichische Meisterschaft 2012, über die Bühne. An beiden Wettkampftagen gab es einige fantastische Spiele zu bewundern, und insgesamt stellten sich 57 verschiedene Spielerinnen und Spieler aus fünf Bundesländern dem Kampf um die Staatsmeistertitel und um wichtige Ranglistenpunkte, gibt es hier doch so viele zu holen wie bei keinem anderen Event.
Am Samstag fanden wie üblich die Doppelbewerbe statt. Bei den Damen ging es bereits in der Round Robin spannend zu, vier der sechs Begegnungen in der Gruppenphase wurden im Entscheidungsleg entschieden. Am Ende qualifizierten sich Verena Maurer/Doris Schöps-Kittenberger sowie Heidi Schöngrundner/Charlotte Ried für das Finale auf der Bühne. Dem Turnierverlauf entsprechend gab es ein ganz knappes Endspiel: Die Führung wechselte zweimal, bevor es ein weiteres Mal in diesem Bewerb in das alles Entscheidende Leg ging. Dem nicht genug, landeten beide Doppel auf 2 Rest, eine Nervenschlacht um den Sieg begann. Nach einigen vergebenen Darts aller Akteurinnen war es dann ausgerechnet die junge Wienerin Verena Maurer, die in ihrem 1. ÖDV-Turnier überhaupt die Doppel1 traf und somit sich und ihre starke Partnerin Doris Schöps-Kittenberger aus Niederösterreich, die im Finale zwei 180er erzielen konnte, zu den österreichischen Meisterinnen im Damen-Doppel machte! Gratulation auch an Heidi und Charlotte sowie Julia Egermann/Manuela Nürnberger, die Bronze gewinnen konnten.
Bei den Herren waren bereits am Samstag gleich acht Top10-Spieler die aktuellen Österreichischen Rangliste am Start, was für einen hochklassigen Wettkampf garantierte. Bereits in der Round Robin musste die an Nr. 4 gesetzte Paarung Aaron Hardy/Stephan Kuntner die Segel streichen. Im Viertelfinale kam das Aus für ÖDV-Nr.1 Rowby-John Rodriguez und Partner Gery Michal. In den Halbfinals setzten sich der das ganze Wochenende über in Hochform agierende Ali Ghafouri mit Christoph Kleindienst sowie Roxy-James Rodriguez/Christopher Zeleny durch. Während letztere das Überraschungsteam Kuvi/Giuliani 5:1 besiegen konnten, schalteten Ali und „Klitze“, ihres Zeichens die österreichischen Meister 2010, die Nr. 1 des Turnieres, Martin Kurecka/Erich Stadler aus. Sie konnten sich neben Bronze auch über das beste Leg des Bewerbes freuen, einen 13-Darter von 601 sieht man auch nicht allzu oft!
In einem großartigen, rein Wiener Endspiel starteten Ali/Christoph fulminant und sicherten sich die ersten drei Legs, wobei Ali gleich im allerersten Leg das Highlight des gesamten Spiels mit einem 170er Finish setzte. Beide Teams hielten danach bis zum Stand von 5:2 (Modus best of 11) ihre Darts. Im 8. Leg hatten Ghafouri/Kleindienst ihren 1. Matchdart auf Tops, doch der Dart war eine Spur zu tief und Roxy/Christopher konnten verkürzen. Zu diesem Zeitpunkt riss vor allem Roxy langsam aber sicher das Spiel an sich und glänzte mit unglaublichen Scores, darunter gleich drei 180er. Dennoch kommen Ali/Klitze zu zwei weiteren Matchdarts im 10. Leg, doch weder das Bull noch die Doppel 4 fanden ihr Ziel, im Gegensatz zu Zeleny´s Doppel 10 zum Ausgleich, der ein weiteres Mal an diesem Tage ein finales Leg erzwang. Und hier zogen Roxy-James Rodriguez/Christopher Zeleny auf und davon, und komplettierten ihr starkes Comeback. Obwohl erst der 7. Matchdart sein Ziel, die Doppel 5, fand, kamen Ali/Klitze nicht mehr weiter als bis 92 Rest. Die Partie war alles in allem nicht nur knapp, sondern auch schön anzusehen: die Sieger kamen auf einen Schnitt von 25.5 Pts pro Dart, drei 180er und eine Doppelquote von 21.5%, die Zweitplatzierten erzielten einen 180er, ein 170er Finish, 33% auf die Doppel sowie 24.88 Schnitt.
Abends wurden noch die Titel in den Mickey Mouse Bewerben vergeben. Hier gewannen bei den Damen Julia Egermann und Manuela Nürnberger sowie bei den Herren Franz Thaler und Aaron Hardy.
Am Sonntag ging es dann so richtig zur Sache, als die Einzeltitel vergeben wurden. Die Jugendlichen lieferten großartige Leistungen ab und bewiesen, dass man sich um die Zukunft des Dartsports in Österreich keine Sorgen machen muss. Der Tiroler Franko Giuliani gewann am Ende ein grandioses Endspiel gegen Michael Tegl (NÖ) mit 5:4. Beide Burschen erzielten hierbei jeweils zwei Low Dart Legs (Franko 17, 15 / Michi 13, 18) sowie glänzende Schnitte von 24,75 bzw. 23,18. Am Ende verwandelte Franko seinen 3. Matchdart zum Sieg. Auch der dritte im Bunde, Fredi Gsellmann aus der Steiermark, spielte tolle Darts und sollte hier nicht unerwähnt bleiben.
Bei den Damen gingen die dritten Plätze an Manuela Nürnberger und Jasmin Schauer. Manuela unterlag im Halbfinale Claudia Rottmann mit 0:5, im anderen Semifinale konnte Katrin Spitzer ihre Serie an knappen Niederlagen bei Turnieren gegen Jasmin stoppen und setzte sich dieses Mal deutlich mit 5:1 durch. Während die Steirerin Claudia Rottmann im Finale bereits um ihren 5. Staatsmeistertitel kämpfte, wäre es für Katrin Spitzer eine Premiere.
Claudia begann stark und holte das Eröffnungsleg mit einem auf Tops vollendeten 67er Finish. Danach allerdings schien es für sie wie verhext zu sein. Viermal in Folge wollten die Darts nach starken Scores (im 3. Leg stand sie nach 18 Darts auf 40 Rest, im 5. Leg gelang ein 171er) einfach nicht die Doppelfelder treffen, und Katrin war jedes Mal zur Stelle, wobei ihr die Doppel 5 sensationelle Dienste erwies und ihr auf ihrem Weg zur 4:1-Führung dreimal das Leg einbrachte. Im 6. Leg spielten beide Damen stark, und es war Claudia, die mit einem Dart in die Doppel 20 ihren Negativlauf beendete. Doch Katrin ließ sich in diesem Spiel nicht mehr vom erstmaligen österreichischen Meistertitel abhalten: ein sehenswerter 20-Darter, abgeschlossen auf…natürlich…Doppel 5, brachte ihr gleich doppelten Grund zum Jubeln: Für sie gab es am Ende nicht nur den Turniersieg, sondern auch (und ebenfalls erstmals) Platz 1 in der ÖDV-Rangliste. Herzlichen Glückwunsch an Sie und an alle anderen Medaillengewinnerinnen!
Im Herrenbewerb, zu dem alle aktuellen Top 10 Spieler antraten, gab es von Beginn an starke Leistungen zu bewundern, Überraschungen blieben jedoch in den frühen Runden aus. Erich Stadler, der 2:4 gegen Jürgen Mikula unterlag, war der einzige der acht gesetzten Spieler, die nicht das Viertelfinale erreichen konnten. Höhepunkt der ersten drei Runden war aber die Partie zwischen dem amtierenden österreichischen Meister Rowby-John Rodriguez und Jugend-Champion Franko Giuliani. Die beiden Spieler, miteinander 34 Jahre alt, zeigten Sport auf höchstem Niveau und Franko stand beim Spielstand von 3:1 knapp vor der Sensation, doch Rowby zeigte seine Klasse und glich mit Legs von 15 bzw. 14 Darts auf 3:3 aus. Im Entscheidungsleg hatte Franko die Chance zum Sieg: bei 80 Rest traf er 20, Doppel 20. Er hielt vor dem letzten Dart kurz inne, und…ein wenig zu weit Innen! Die Doppel 10 kam nicht und Rowby überlebte, machte danach keinen Fehler mehr und gewann mit einem 16-Darter das Match.
Im Viertelfinale gab es durchwegs klare Ergebnisse: ÖDV-Nr. 2 Ali Ghafouri bestätigte seine aktuell großartige Form und fertigte Christopher Zeleny 5:0 ab, Rowby hatte mit Jürgen Mikula (5:1) kaum Schwierigkeiten und auch Roxy-James Rodriguez (5:2 gegen Hannes Schnier) und Aaron Hardy (5:2 gegen Martin Kurecka) zogen recht souverän ins Halbfinale ein, in dem auch de facto die Top 4 des Landes standen. Ali setzte hier seinen Siegeszug fort und schaltete Doppel-Champion Roxy mit 5:1 aus. Aaron nützte gegen Rowby ein paar anfängliche Probleme des Top-Favoriten, führte mit 3:2, doch danach fand Rowby wieder zurück in seinen Rhythmus und gewann noch mit 5:3. Zu den Bronzemedaillen beglückwünschen wir also Roxy-James Rodriguez und Aaron Hardy.
Das große Finale stieg also zwischen Rowby-John Rodriguez und Ali Ghafouri, und es sollte das qualitativ hochwertigste Endspiel seit langer Zeit werden. Ali startete überragend mit einem 12-Darter inklusive 153er Finish, doch die nächsten vier Legs gingen an den Titelverteidiger…in 15, 20, 15 und 13 Darts! Ali stoppte Rowby´s Lauf dann mit einem weiteren 15-Darter und einem weiteren High Finish, als er 126 per Bull checkte. Im 8. Leg startete Ali mit einer 180 und spielte dieses dann nach Hause, doch Rowby ließ sich nicht mehr breaken: Mit einem 116er Finish zum abermaligen 15-Darter beendete er seine Titelverteidigung erfolgreich, gewann mit 6:3 und ist nunmehr dreifacher österreichischer Meister! Wir gratulieren beiden Spielern zu dieser brillanten Partie. Rowby´s statistische Werte können ohne Übertreibung als Weltklasse bezeichnet werden: 4 mal 5. Runde, 46% Doppelquote und ein Schnitt von sage und schreibe 91,6 Punkten pro Aufnahme! Auch Ali kommt auf fast 85 Schnitt, einen 12-Darter, zwei 180er sowie zwei High Finishes.
Und damit endete diese wirklich durchgehend hochklassige österreichische Meisterschaft. Wir bedanken uns bei allen Teilnehmern fürs Kommen. Ein großer Dank gebührt dem 1. Linzer Darts Club, dessen große Unterstützung für einen vollkommen reibungslosen, unproblematischen Turnierverlauf sorgte.
Autor: Philip Karall
