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Gery's Corner - Es war einmal!

Datum: 11.02.2012 - Kategorie: Turnier - Autor: Andreas Zahalka

Es war einmal ein 16-jähriger Darts Spieler, man nennt ihn Rowby, dieser wollte unbedingt einmal das Dutch Open gewinnen. Nun, nichts leichter als das, dachte sich sein Betreuer im November 2010. Eine kleine und feine Reisegruppe wurde zusammengestellt und ab ging es zum Dutch Open 2011. Die große Hoffnung der Gruppe lag bei dem 16-jährigen. Der junge Mann war auch sehr stolz auf das in ihn gesetzte Vertrauen. Frisch von der Leber weg versprach er: „Ich gewinne das!“


Der Betreuer sah das nicht ganz so optimistisch, aber dennoch gelassen. Er versuchte den jungen Sportler auf das Turnier einzustellen. „Da sind 3000 Leute, lass dich davon nicht ablenken, du musst gleich im ersten Spiel voll da sein, du darfst keinen unterschätzen, es gibt keine ‘‘Einspielgegner‘‘ wie oftmals bei den Turnieren daheim, usw., usf..“


Nachdem am Freitag die Doppel und am Samstag die Herreneinzel mehr oder weniger anständig absolviert wurden, feierte man noch ein wenig und freute sich auf das Highlight am Sonntag – das Juniorenturnier.


Brav wurde rechtzeitig aufgestanden und ein ordentliches Frühstück eingenommen, dann rüber in die Halle und einspielen gegangen. Um 10 Uhr begann endlich das Turnier. Und um 10:15 Uhr war es auch schon wieder vorbei. Rowby hatte in seiner Euphorie das Finale erreichen und gewinnen zu wollen ganz darauf ‘‘vergessen‘‘ die erste Runde zu überstehen. So kann es einem gehen. Und so fuhren wir nach einem lustigen, aber doch erfolglosem Wochenende wieder heim.


Rowby meinte: „So lustig das Ganze war – Heimreisen sind Mist!“ Zu mir meinte er noch: „Tut mir echt leid.“


Aber dazu bestand kein Grund. Niemand verliert absichtlich. Keinem tut eine Niederlage mehr weh als dem der sie erleidet, insbesondere wenn der Sportler so ehrgeizig ist wie Rowby-John Rodriguez. Und ja, keiner lernt mehr aus einer Niederlage als ein intelligenter Mensch mit hochgesteckten Zielen. (Ganz abgesehen davon lieferten wir gemeinsam im Doppel eine anständige Performance ab.)


Die Niederlage war die zweite bittere innerhalb eines kurzen Zeitraums. Schon im November davor verlor er in Prag sein erstes Finalspiel vor laufenden Fernsehkameras als deutlich spielstärkerer Spieler gegen einen deutlich jüngeren Gegner. Bei beiden Niederlagen war er zwar der ‘‘bessere‘‘ Darts Spieler, aber er hatte auf grundlegende Dinge vergessen, oder diese aus verschiedenen Gründen nicht umsetzen können. Und seine Gegner wollten den Sieg ganz einfach mehr als er.


Es folgten wieder viele Monate des Gewinnens. Titel beim Denmark Open, den österreichischen Meisterschaften, Austrian Open Vienna, usw. folgten. Beim Carinthian Open konnte er seinen ersten internationalen Titel bei den Herren erringen. Seine Vormachtstellung innerhalb der heimischen Darts Jugend demonstrierte er eindrucksvoll. Er stellte sich nahezu jedem Bewerb und er gewann ab März auch jeden Bewerb.


Beim Winmau World Masters 2011 folgte wieder eine bittere Niederlage. Im Vorfeld dachte er über mögliche Konkurrenten nach, und über eine Verbesserung des im Vorjahr erreichten dritten Platzes. Reece Robinson war ja nicht mehr dabei. Es galt also Jimmy Hendriks zu schlagen, oder Jake Jones. Aber so weit kam es nicht. Wie schon beim Europe-Cup im Juli unterlag Rowby früh im Turnier und …. hat wieder was gelernt.


Niederlagen sind oft bitter. Aber Niederlagen sind auch unschätzbar wertvoll. Nur wer das Verlieren kennengelernt hat, die Freude des Konkurrenten mit Respekt und ehrenvoll zur Kenntnis nehmen, ja über sich ergehen lassen musste, nur der kann ein großer Sieger werden. Die richtige Reaktion auf Niederlagen sind nicht Trauer oder Resignation. Die einzig richtige Reaktion auf Niederlagen sind Kampfgeist, Mut und Ehrgeiz. Wenn es gelingt aus den Niederlagen die richtigen Lehren zu ziehen, dann sind sie deine Freunde die künftig in der Not für dich da sind. Wenn du die falschen Schlüsse ziehst, dann fallen sie dir immer wieder in den Rücken.

 

 

Das Rowby aus den Niederlagen richtig viel gelernt hat, das hat er im Jahr 2011 des Öfteren bewiesen. Das Highlight dabei war aber sicher die Abrechnung mit den Fernsehkameras in Prag beim Czech Open 2011. Wieder kämpfte sich Rowby ins Finale. Wieder wurde es vor laufenden TV-Kameras ausgetragen. Wieder war Russ Bray der Caller. Allein, diesmal konnte weder eine Kamera, noch die Zuschauer oder Russ Bray und schon gar nicht sein Gegner ihn von seinem Ziel ablenken. Rowby blieb fokussiert bis der Matchdart im Doppel steckte. Die offene Rechnung mit diesem Turnier war beglichen.


Die nächste offene Rechnung beglich Rowby dann beim Jugendbewerb in Linz. Der einzige Jugendtitel den Rowby 2011 in Österreich nicht erringen konnte. Und trotz heftiger Gegenwehr, welche sich sogar in einer Niederlage im ersten Gruppenspiel bemerkbar machte, konnte Rowby auch diese Scharte auswetzen. Franko Giuliani ist ein Riesentalent und seine Zeit kommt, sie wird sehr bald kommen, das hat er in Linz eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Er verlangte Rowby alles ab, warf sogar 3x 180 in nur 5 Legs beim Finale auf der großen Bühne. Aber Rowby ließ sich nicht aufhalten. Mit großartigen Finishs wehrte er den Angriff ab. Er wollte diesen Titel und er holte sich diesen Titel. Der letzte der ihm in Österreich noch fehlte.


Nun war das Dutch Open dran. Die Vorzeichen waren alles andere als günstig. Rowby begann im Jänner zu arbeiten und musste naturgemäß das Trainingspensum reduzieren, er war oft müde von der ungewohnten Tätigkeit. Eine Allergie bremste ihn zusätzlich. Die gewünschten Darts wurden nicht geliefert. Niemand wollte nach Holland fahren, die Erfahrung aus dem Vorjahr schreckte doch einige ab. Dann war auch noch die Nennfrist abgelaufen. Es schien als gäbe es keinen Weg mehr zu diesem Turnier.


Doch der Niederländer Kist gewann die Lakeside. Die Holländer wollten den Boom nützen, pushten das Turnier nochmal hoch und schrieben eine neue Nennfrist aus. Rowby fragte mich: „Wollen wir?“ – naja, was kann das schon kosten – „Wir wollen!“


Rechtzeitig meldete ich uns an. Das Hotel aber war ausgebucht. Wer dieses Hotel schon mal gesehen hat, dem fehlt jegliche Vorstellungskraft für diesen Umstand. Ein Hotel in der Umgebung musste also als Ersatz herhalten, wieder ein Nachteil.


Zur Vorbereitung gab es noch den Arthur Cup in Wien. Wieder musste Rowby den Angriff eines Jugendlichen auf seine Regentschaft abwehren. Fredi Gsellmann lieferte sowohl im Jugendbewerb als auch im Herrenbewerb eine sensationelle Talentprobe ab. In beiden Bewerben lautete das Finale Rowby gegen Fredi. Aber Rowby war nicht bereit das Zepter vor seinem 18. Geburtstag zu übergeben. In beiden Finalspielen warf er großartige Darts und gewann souverän.


Nach dem Ligaspiel am Donnerstagabend ging es also los. Das Wetter war fein, der Chauffeur ausgeschlafen und das Auto flott. So ging es also ohne Probleme nach Veldhoven. Bereits um 8 Uhr waren wir vor Ort und mussten uns noch die Zeit vertreiben bis um 9 Uhr die Halle öffnete. Der Start in den Doppelbewerb gelang ausgezeichnet. Beide trafen wir unsere Scores und auch die Doppel kamen flott. So ging es bis ins Boardsemifinale gegen Frans Harms und seinen Doppelpartner. Dort führten wir rasch 2:0 und fanden im dritten Leg bereits Matchdarts vor. Als Rowby sich auf seinen Wurf konzentrierte rannte ihn der Holländer fast um, so irritiert vergab Rowby die ersten beiden Matchdarts und auch meine 3 folgenden wollten das Ziel nicht finden. Die Holländer liefen danach zu toller Form auf und drehten die Partie. Schade, umso mehr als das nächste Spiel eindeutig leichter zu gewinnen gewesen wäre. Aber Platz 65 bei diesem Turnier mit 983 Doppelpaarungen ist mehr als zufriedenstellend. Eine Sensation ergab sich dennoch beim Doppelbewerb. Das belgische Jugenddoppel Dimitri van den Bergh und Kenny Neyens erreichten das Finale, wo sie O’Shea und Fitton knapp mit 1:2 Sätzen unterlagen. Wir feierten unseren ersten Turniertag in unserer Hotelbar mehr als angemessen. Ein englischer Spitzenspieler der uns mit seinen Geschichten über seine Erfolge als Jugendspieler beeindruckte unterstützte uns dabei tatkräftig. In jedem Fall hatten wir bereits viel Spaß in Holland und die ‘‘Party‘‘ ging zur Freude des Nachtportiers nach 5 Uhr zu Ende.

 

Am Samstag stand dann mein Spiel auf dem Programm. Und trotz der ausgelassenen Feier in der Nacht davor, zum Glück war mein Spiel erst nach 14 Uhr, konnte ich eine gute Performance abrufen. Ich führte schnell 2:0, hatte dann im dritten Leg meine Probleme mit dem Doppel, konnte aber im vierten Leg das Spiel mit dem 19. Dart in die Doppel 20 beenden. In Runde 3 war dann gegen Sven van Dun aber Endstation. Dieser spielte ein gutes Turnier und gewann dann auch das Board. Den Samstag ließen wir dann gemütlich ausklingen. Wir sahen noch bei einigen tollen Spielen zu, beobachteten das Ausscheiden von Weltmeister Kist live und trainierten noch ein wenig auf der Boardanlage in der Sportsbar im Spielerhotel. In unserem Hotel angekommen nahmen wir noch ein gemütliches Abendessen ein, lehnten eine Einladung des englischen Spielers (welcher sich für Sonntag qualifizierte) zu einer weiteren Feiernacht freundlich ab und sahen uns im Hotelzimmer den World Cup der PDC auf RTL 7 an. Rowby versuchte noch seine lästige Allergie zu pflegen und konnte zeitig einschlafen.

 

 

Am Sonntag waren wir pünktlich zur Öffnungszeit in der Halle. Die Nennung für den Jugendbewerb war schnell erledigt. Die Dimensionen in Holland sind beeindruckend. Es meldeten sich 69 Junioren (U18), 67 Aspiranten (U14) und 22 Mädchen (U18) für die 3 Jugendbewerbe an. Dieses Turnier ist das mit Abstand bedeutendste im Jugendbereich nach dem Winmau World Masters. Die Finalspiele werden live im TV übertragen und auf der großen Bühne vor 2500 Zuschauern (in diesem Jahr) gespielt.


Die Auslosung meinte es nicht gerade gut mit Rowby. So ziemlich alle bekannten Namen befanden sich auf seiner Seite des Turnierplans. Aber was sind schon Namen? Die bittersten Niederlagen gab es bislang gegen unbekannte Spieler. In der ersten Runde bekam er es mit einem russischen Spieler zu tun. Rowby fand nicht schnell ins Spiel, aber der Russe vergab seine Chancen aufs Doppel und Rowby holte sich das erste Leg. Danach war die Sicherheit in seinem Spiel eingekehrt und er ließ seinem Gegner keine Chance mehr. Als Rowby zu seinem zweiten Spiel antrat staunten wir nicht schlecht. Wieder stand ein russischer Bursche als Gegner da. Dieser war wesentlich Spielstärker als sein Landsmann und konnte Rowby auch das Leg zum 1:1 abringen. Dann setzte sich Rowby aber mit tollen Darts durch und war auch leistungsmäßig im Turnier angekommen.

 

Gerade rechtzeitig. Der nächste Gegner war die große deutsche Nachwuchshoffnung Max Hopp. Wahre Wunderdinge wurden mir über diesen Spieler schon berichtet. Die beiden standen sich noch nie als Gegner am Board gegenüber. Die Anspannung war groß, aber nicht zu groß. ‘‘Gerade richtig‘‘, wie Rowby mir danach sagte. Rowby startete mit 140, 140 ins Match und beendete das erste Leg mit 14 Darts. Ins zweite Leg startete er mit 180 und es schien als könnte er hier bereits das Spiel entscheiden. Aber erstmals im Turnier vergab er 2 Doppeldarts in einer Aufnahme und Max nutzte das eiskalt mit einem 100er-Finish zum 1:1 nach 17 Darts. Das dritte Leg begann Rowby wieder mit 180 und 100, danach spielte er das Leg trocken mit 16 Darts nach Hause. Im vierten Leg begann Rowby mit – richtig – 180. Nach 9 Darts hatte er 164 Rest, Max war noch nicht im Finishbereich. Trotzdem versuchte es Rowby -> T20 – T18 - 25 -> Unlucky. Max warf noch 100 um in den Finishbereich zu kommen, aber Rowby beendete das Spiel mit 9 – 8 - D4. Ein großes Match, ein großer Sieg.

 

Im ¼-Finale wartete dann ein alter Bekannter auf Rowby. John de Kruijf unterlag Rowby bereits überraschend im Finale des Jugendbewerbes beim Carinthian Open 2010. Und John wollte sich revanchieren. Zudem bezwang John gerade den Belgier Kenny Neyens der am Freitag noch den Stars beim Herrendoppelbewerb das Fürchten lehrte. Dementsprechend motiviert startete dieser mit 140 – 140 ins Spiel, stand nach 12 Darts auf 68 und Rowby befand sich noch im Niemandsland. John überwarf die 68 Punkte im ersten Versuch und Rowby antwortete mit einer 140. Auch im zweiten Versuch scheiterte John und Rowby warf abermals 140 und stellte sich damit 32 Rest. Nun konnte John das Leg aber für sich entscheiden. Rowby war aber durch die beiden hohen Scores in seinem Selbstvertrauen bestärkt und konterte mit 14 Darts zum 1:1. Danach ließ er John keine Chance mehr. Mit einem schönen 90er-Finish auf Doppel 5 beendete er das Spiel und zog mit 3:1 ins Halbfinale ein.

 

Im Semifinale wartete die größte im Bewerb verbliebene Hoffnung der Niederländer, Sven Groen. Da Rowby noch keinen Bissen gegessen hatte und auch weiterhin die Aufnahme fester Nahrung verweigerte machte ich mir langsam Sorgen. Unterzuckerung wäre tödlich in dieser Turnierphase. Aber wenigstens wollte er etwas trinken. Also ab zum Cola, mehr Zucker geht nicht. Nun also Sven. Ein hochklassiges Halbfinale entwickelte sich. Rowby konnte wieder eine 180 zeigen und holte sich das Break zum 1:0. Im zweiten Leg warf Sven seinerseits die 180, aber Rowby konterte mit 134, 134 und 130 Finish zum 15-Darter. Sven gab das Spiel aber nicht auf und holte sich mit 19 Darts das dritte Leg. Rowby war aber nicht zu stoppen, mit dem 15. Dart stellte er sich 120 Rest und dieses Finish traf er dann auch zum 3:1 und zum Finaleinzug. Ein Traum wird wahr. Finale beim Dutch Open vor 2500 Zuschauern und live im Eurosport. Am anderen Halbfinalboard spielte sich ein kleines Drama ab. Jimmy Grave führte bereits mit 2:0 und fand Matchdarts vor. Er konnte diese nicht nützen und Dimitri van den Bergh drehte das Spiel. Nach dem sensationellen Finaleinzug beim Herrendoppelbewerb stand Dimitri nun also auch im Juniorenbewerb im großen Finale.

 

Das Finale wurde also ohne holländische Beteiligung gespielt, eine wahre Überraschung. Nun wurden die beiden Spieler und ihre Begleiter in den VIP-Bereich gebeten. Dort kann man ermessen welchen Vorteil die Stars der Szene genießen. Eigene Bewirtung ohne Wartezeiten, eigene saubere Toiletten, eigener Raucherbereich, gemütliche Sitzgelegenheiten und 6 Boards zum Einspielen. Ja, es gibt 6 Boards zum Einspielen. Rowby und Dimitri hätten aber nur eines benötigt. Die beiden seit 2010 befreundeten Burschen spielten sich gemeinsam mit Kenny am selben Board ein. Und sie hatten Riesenspaß an der Sache. Keine Spur von Rivalität. Und bei all den Stars und all dem Luxus im VIP-Bereich, was wollte Rowby da? – „Gehen wir nochmal raus.“ Also raus in die Menge, schauen wie das von unten aussieht, noch ein Cola, noch eine Zigarette, aber noch immer keine feste Nahrung – es war mittlerweile nach 15 Uhr. Ich machte mir echt Sorgen. Rowby ist zweifellos der stärkere Spieler als Dimitri. Und da die beiden sich fast 2 Jahre kennen wissen sie das auch einzuschätzen. Aber der Unterschied ist minimal und Dimitri hatte an diesem Wochenende einen guten Lauf. Eine Kleinigkeit, wie z.B. ein Hungerast während des Finales könnte das Blatt wenden. Aber Rowby beruhigte mich: „In Linz und beim Arthur Cup hab ich auch nichts gegessen.“

 

Um 15:30 Uhr ging es dann los. Treffpunkt im VIP-Raum. Die Spieler und Begleiter wurden in den Bühnenvorraum geführt, dort konnten sich die beiden noch weiter auf den vorhandenen Boards einspielen. Die Anspannung war zum Greifen. Ein Offizieller kam zu mir und erklärte mir: „Noch 5 Minuten.“ Rowby fragte mich was los ist. Ich erklärte ihm, dass er noch 5 Minuten Zeit hätte. Er: „Gut, jetzt muss ich eh erst mal noch ein bisschen runterkommen und mich konzentrieren. Verdammt, die Allergie ist gerade schlimm. Das ist blöd …“ Die Nervosität ließ sich nicht mehr verbergen, aber Dimitri ging es offensichtlich genauso. „Come on Rowby, auch ein Board auf der Bühne ist nur ein Board. Du bist der bessere Spieler, zeig es. Zeig den Zuschauern, dass du spielen kannst. Geh rauf, spiel Darts und hab einfach Spaß …..“ – „Den hab ich sowieso, mein Ziel hab ich mit dem Finale ja schon erreicht. Und dem Dimitri vergönn ich es auch, für den freu ich mich auch.“ Wieder kam der Offizielle zu mir und erklärte mir, dass Rowby nach dem Spiel im Bühnenbereich bleiben müsse, wegen der Preisverleihungszeremonie. Wieder wollte Rowby gleich wissen um was es geht. Ich sagte ihm, dass das unwichtig sei und er sich konzentrieren soll. Aber er ließ nicht locker, also sagte ich ihm was er wissen wollte. Und da machte Rowby einen Scherz: „Ned das des zu lange dauert da, i muss morgen Früh arbeiten.“ Und da wusste ich -> die Nervosität ist gegessen, Rowby gewinnt dieses Spiel. Dimitri verlor unterdessen etwas die Farbe im Gesicht.

 

 

Nun wurden die Spieler zum Bühnenaufgang geführt und Kenny und ich durften unmittelbar vor der Bühne Platz nehmen. Die Spieler wurden dem Publikum vorgestellt und auf die Bühne gerufen. Rowby und Dimitri umarmten sich freundschaftlich. Dimitri hatte das Los um die ersten Darts gewonnen und begann mit den Practicedarts während Rowby die Wassergläser füllte. Dann warf auch Rowby seine Darts und ging prompt auf der Kameraseite weg. Der Caller erklärte ihm noch, dass er auf der rechten Seite weggehen müsse, dann ging es los. Etwas verhalten war der Beginn des Finales. Dimitri schaffte es nicht das Leg mit 21 Darts zu beenden, so konnte Rowby mit 21 Darts gleich ein Break holen. Dann ging die große Show los. Rowby stürmte über Dimitri hinweg. Das Publikum war begeistert. Das zweite Leg holte er mit 16 Darts, das dritte mit einem 90er-Finish und 15 Darts zum zweiten Break. Im vierten Leg war Rowby nach 15 Darts auf 83 Rest. Er warf – 2, und der zweite Dart fiel ihm aus der Hand. Verliert er gar die Nerven im entscheidenden Augenblick? Mitnichten! Es folgte die Triple 19 und ansatzlos die Doppel 12. GAMESHOT AND THE MATCH – ROWBY-JOHN RODRIGUEZ !!!


Ein Märchen wurde Wirklichkeit! Es war einmal ein junger Bursche, der wollte große Turniere gewinnen. Und nun ist er Dutch Open Champion. Nur 7 Minuten und 6 Doppeldarts benötigte er für die 4 Legs im Finale.


Die Freude kannte keine Grenzen. Mein Brunftschrei als der Matchdart sein Ziel fand war sicher in der ganzen Halle zu hören. Wir lagen uns direkt am Bühnenabgang in den Armen. Es gab auch Tränen der Freude. Und noch heute läuft es mir kalt den Rücken hinunter, wenn ich an diese Momente denke. Rowby hat viel erreicht während seiner Zeit als Jugendspieler. Aber ein richtig großer Titel fehlte noch. Es gibt nur das Winmau World Masters Youth, den Europe-Cup Youth und World-Cup Youth sowie eben das Dutch Open Youth welches im Jugendbereich großes Aufsehen erregen. Und mit dem Dutch Open – Titel hat sich Rowby nun endgültig einen Namen in der internationalen Darts Szene geschaffen. Darryl Fitton, Tony O’Shea, Jimmy Hendriks, Robert Wagner und viele andere bekannte Namen gehörten zu den ersten Gratulanten. Das Dutch Open ist das größte Turnier im Circuit. Und nun hat Österreich einen Dutch Open Champion. Und etwas unbescheiden bin auch ich stolz darauf. Denn zweifellos habe auch ich meinen kleinen Anteil an diesem Erfolg.

 


Trotzdem gebührt die große Anerkennung und Gratulation natürlich Rowby. Es war eine große Leistung die er bei diesem Turnier erbrachte. Und nicht nur bei diesem Turnier.


Wunderschön dann auch die entspannte Preisverleihungszeremonie. Der angekündigte Bobby George war verhindert da sein Flug gecancelt wurde. So nahm Darryl Fitton die Siegerehrung der Jugendbewerbe vor. Auch da verhielt sich Rowby schon sehr professionell. Wie schon während des Finalspiels kommunizierte er gut mit dem Publikum und zeigte Respekt gegenüber seinen Mitstreitern. Am Ende wollte er gar nicht mehr runter von ‘‘seiner‘‘ Bühne.

 

 

Ein Bad in der Menge war nun auch noch fällig. Rowby begab sich in den Zuschauerraum und wurde sofort um zahlreiche Autogramme und Fotos gebeten, was er sichtlich genoss. Ein bissl Rampensau halt. Eine Eigenschaft die nicht zu verachten ist, wenn man sich auf den großen Darts Bühnen dieser Welt durchsetzen will.

 

Danach konnte Rowby endlich was essen. Entspannt saßen wir bei einem fetten Burger mit Pommes im VIP-Bereich und verfolgten die Finalsiege von Julie Gore bei den Damen und Tony O’Shea im Herreneinzelbewerb auf der dort befindlichen Leinwand.


Die Heimfahrt durch die sibirische Kälte war von mehreren Pausen und einem Power-Nap unterbrochen und dauerte dadurch und auch durch die geringere gefahrene Geschwindigkeit wesentlich länger als die Anreise. Aber immerhin war der Fahrer diesmal ja nicht ausgeschlafen zur Fahrt angetreten. Und am Montagmorgen erschien der große Dutch Open - Champ pünktlich zur Arbeit. Rowby meinte noch: „Wenn man gewinnt, dann sind Heimreisen gar kein Mist.“

 

Liebe Grüße und good Darts,

 

Gery

 

[Quellenangabe Fotos: http://www.dutchopendarts.nl bzw. http://www.facebook.com/]

 


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